Farid Hafez

Political Scientist, Visiting Professor of International Studies at Williams College, Senior Fellow at Bridge Initiative/Georgetown University

Nicht veröffentlichter Leserbrief an das “Profil”

Screenshot: profil.at

In der Sonderausgabe Rückblick 2014 klagt Christa Zöchling in ihrem Artikel ‚Das Wort Gottes‘, dass die Islam-Debatten ohne jegliche Kenntnis über das zentralste Werk des Islams, den Koran, stattfinden. Das stimmt, auch wenn zu klären wäre, ob das wirklich notwendig für die ohnehin wenig religiöse, sondern eher politische Islam-Debatte ist. Umso erstaunter aber, dass diese Unkenntnis im besagten Profil-Artikel fortgeschrieben wird. Das zeigt sich bereits bei grundsätzlichen Daten und Fakten: Von 144 anstatt von 114 Suren ist die Rede. Die arabische Sprache würde nur Konsonanten kennen. Vom ‚Kult‘ der mündlichen Überlieferung ist die Rede und ‚Hadithe‘ werden zu Offenbarungsanlässen. Damit oszilliert die Autorin zwischen schlechter Recherche und tendenziöser Darstellung!

Auf die eigentümlichen Interpretationen der Autorin will ich erst gar nicht eingehen. Neben der selektiven Auswahl an AutorInnen über den Koran, verwundert vor allem das abgeschnittene Zitat Goethes. Bis zum Anwidern des Korans schafft die Autorin es, lässt aber die letzte Strophe, wonach der Koran nach dem Anwidern „aber anzieht, in Erstaunen setzt und am Ende Verehrung abnötigt“ aus. Ebenso deutet eine Reihe an Engführungen und falschen Übersetzungen (Umma, dawlat al-islam) darauf hin, dass die Autorin selbst ihrem Anspruch leider nicht nachzukommen imstande ist.

Der Leserbrief erging am 02. Jänner 2015 redaktion@profil.at und wurde nicht veröffentlicht.